Mit der Kamera die Welt verstehen – Filmarbeit in der Sozialen Arbeit
Das Wahlpflichtmodul „Filmgestaltung in der Sozialen Arbeit“ bietet Studierenden eine ausgezeichnete Möglichkeit, das Medium Film als Werkzeug für ästhetische Praxis in der Sozialen Arbeit zu entdecken. Der Kurs ermutigt die Teilnehmenden, ihre kreativen Potenziale zu entfalten und eigene Kurzfilme zu entwickeln, vermittelt aber auch theoretische Grundlagen zur Filmgeschichte, Dramaturgie und Gestaltung. Film wird im Wahlpflichtmodul als Werkzeug verstanden, um mittels ästhetischer und/oder medienpädagogischer Projekte, die sozialarbeiterische Praxis bereichern zu können.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit Film vertiefen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur ihre Selbstwahrnehmung, sondern erlangen auch ein fundiertes Verständnis für die gesellschaftspolitische, kulturelle und soziale Bedeutung von Medien. Die Kurzfilmprojekte erlauben es, persönliche Themen individuell zu verarbeiten – eine Fähigkeit, die in der Praxis, etwa in der Kinder- und Jugendarbeit, von unschätzbarem Wert sein kann.
Filme können dabei helfen, Selbstbewusstsein zu stärken, Sprachlosigkeit zu überwinden, Teamgeist zu fördern und Kommunikationsfähigkeiten spielerisch zu entwickeln. Projekte wie diese fördern insofern nicht nur ästhetische Fähigkeiten bei den teilnehmenden Studierenden, sondern schaffen auch Räume für Partizipation und Reflexion. Die Erfahrung dann an Kinder und Jugendliche aber auch andere Adressatinnen und Adressaten Sozialer Arbeit weitergeben zu können, ist Dreh- und Angelpunkt des Wahlpflichtmoduls. Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer lernen in einem Train-the-Trainer-Prinzip aus einer passiven Konsumhaltung herauszutreten, sich kreativ auszudrücken und ihre Lebenswelt aktiv zu gestalten.
Die Ergebnisse des Wahlpflichtmoduls zeigen nun, wie Studierende das Gelernte kreativ umgesetzt haben: Mit den beiden Filmen Stiller Wald von Lina Valencia und Waiting for Tomorrow von Salina Sophie werden gelungene Beispiele vorgestellt, die persönliche Themen ästhetisch und einfühlsam aufgreifen.
Der Kurzfilm Stiller Wald illustriert die Erfahrung einer Studierenden, die aus Kolumbien stammt und nun im Erzgebirge studiert. Die Begegnung mit der Stille und Schönheit der Natur wird hier zu einer Reise zu sich selbst – ein starker Kontrast zu ihrer südamerikanischen Heimat. Behutsam vermittelt der Film, wie Selbstreflexion und Identitätsfindung in neuen Lebenssituationen möglich werden.
Waiting for Tomorrow widmet sich der Herausforderung einer Fernbeziehung. Der Film zeigt, wie kleine Gesten große Nähe schaffen können, auch über weite Entfernungen hinweg. Mit anschaulichen Bildern und alltäglichen Momentaufnahmen wird die Stärke persönlicher Verbindungen erlebbar gemacht.
Filme in der Sozialen Arbeit als Ausdrucksmittel einzusetzen kann ein kreativer Schlüssel sein, um Menschen zu helfen, ihre Lebenswelt besser zu verstehen, ihre Stimme zu finden und eigene Geschichten zu erzählen.
Dr. Jürgen Kästner
Soziale Arbeit